23. November 2012

Jung­un­ter­nehmer: mit Weit­sicht zum Erfolg

Die Start­phase entscheidet über den Erfolg eines Unter­neh­mens. In den ersten drei Jahren kann selbst der kleinste Fehler das Aus bedeuten. Umso wich­tiger ist es, in dieser Zeit auf Unter­stüt­zung durch erfah­rene Berater zu setzen.

Autor: Midia NuriDie Kunden von Anke Domaske haben ihre Muster zum Fressen gern. „Manche nehmen sie gleich in den Mund“, erzählt die Chefin der Qmilch GmbH aus Hannover von einem Messeauftritt.„Dann brummen sie zustim­mend ‚Hm‘.“ Was für Nahrungs­mittel nicht unge­wöhn­lich wäre – aber die Mikro­bio­login redet von der Heim­tex­ti­li­en­messe in Frank­furt und bietet ihre geschmei­digen weißen Fasern nicht zum Essen an. „Man soll sie anziehen“, erklärt sie und lacht. Die Kunden weben aus der von ihr erfun­denen Milch­faser unter anderem Hemden, die nicht kratzen und die Haut von Aller­gi­kern schonen. Sie verar­beiten sie zu Bett­wä­sche und wollen daraus Lenk­räder für Autos machen. In der Medi­zin­technik streben sie eine Zulas­sung als Wund­auf­lagen an. „Wir spre­chen auch über die Möglich­keit, Implan­tate aus der Faser herzu­stellen und Träger­sub­stanzen für Medi­ka­mente“, berichtet Anke Domaske.

Gran­diose Geschäfts­idee.Die 28-Jährige hatte den Traum vieler Biologen: Für ein medi­zi­ni­sches Problem eine Lösung zu finden. Also entwi­ckelte sie eine Faser, die Aller­giker oder Menschen mit geschwächtem Immun­system gut vertragen, etwa nach einer Chemo­the­rapie. Und die ohne chemi­sche Zusätze von Natur aus anti­bak­te­riell wirkt. „Das Mate­rial tötet beispiels­weise Staphy­lo­kokken, einen der gefähr­lichsten Kran­ken­haus­keime“, sagt Domaske. Die von ihr erfun­dene Faser ist außerdem in nur einer Stunde herge­stellt, ohne Abfälle zu produ­zieren.

Wer seine Träume wahr werden lassen will, muss aber zunächst erfolg­reich in die Selbst­stän­dig­keit starten. Viele Jung­un­ter­nehmer schei­tern bereits nach kurzer Zeit, da sie sich beim Personal- und Kapi­tal­be­darf verschätzen oder ihr Wachstum nicht finan­zieren können.

Mit der Zahl der Grün­dungen stieg nach KfW-Berech­nung im Jahr 2010 auch die Zahl jener Betriebe, die schnell wieder dicht­machten. Die Anfangs­sterb­lich­keit, also die Quote der Firmen, die inner­halb von drei Jahren geschlossen werden, blieb bei 30 Prozent. „Der Ausstieg geht in der Regel mit einer Liqui­da­tion des Projekts einher, nur selten erfolgen eine Über­gabe an einen Nach­folger oder ein Verkauf des Unter­neh­mens“, heißt es im Grün­dungs­mo­nitor. Vielen Jung­un­ter­neh­mern geht bereits kurz nach dem Start die Puste aus, weil sie Steuern und Finanzen nicht im Griff haben. Immerhin dauert es im Schnitt 1,9 Jahre, bis die ersten Gewinne spru­deln, so eine Umfrage des Gründer- und Mentoren­netz­werks Forum Kied­rich. Deshalb sind sich alle Experten einig: Vor allem die geschäft­liche Tätig­keit und Entwick­lung von Unter­nehmen, die noch gegründet werden sollen oder erst wenige Jahre aktiv sind, muss Schritt für Schritt gut geplant werden. „Ein Busi­ness­plan hilft, Schwä­chen und Risiken bereits vor der Grün­dung zu iden­ti­fi­zieren. Werden diese Probleme früh­zeitig gelöst, wird die Umset­zung schneller erfolg­reich sein“, so Sylvia Tiews, Leiterin des bundes­weiten Grün­dungs­wett­be­werbs „start2grow“.

Helfen kann beim Aufstellen dieses Fahr­plans in eine erfolg­reiche unter­neh­me­ri­sche Zukunft neben diversen Grün­der­initia­tiven auch der Steuer­berater. Er verfügt über Infor­ma­tionen zu Förder­pro­grammen, kann die Trag­fä­hig­keit der geplanten Finan­zie­rung seriös bewerten und wert­volle Tipps zu einer opti­malen steu­er­li­chen sowie gesell­schafts­recht­li­chen Gestal­tung von Verträgen geben.

Akri­bi­sche Zukunfts­pla­nung. Ein belast­barer Busi­ness­plan erleich­tert nicht nur die Finan­zie­rung, sondern dient idea­ler­weise gleich als umfas­sender Projekt-TÜV, bei dem stra­te­gi­sche und opera­tive Aspekte der Unter­nehmens­führung teil­weise sehr detail­liert beleuchtet werden. Denn als entschei­denden Grund, warum junge Betriebe schei­tern, nennt Malte Brettel neben der Kapi­tal­be­schaf­fung die Fehl­ein­schät­zung des Marktes. „Wichtig ist, dass der Firmen­chef die Execu­tive Summary, also die Zusam­men­fas­sung der wesent­li­chen Inhalte und Zahlen, ebenso wie den ganzen Busi­ness­plan immer wieder anpasst und den Betrieb entspre­chend ausrichtet“, betont der Inhaber des Lehr­stuhls für Unter­neh­mertum und Exis­tenz­grün­dung an der WHU – Otto Beis­heim School of Manage­ment in Vallendar.

Da die Diplom-Biologin Anke Domaske ihre unter­neh­me­ri­schen Haus­auf­gaben gemacht hat, läuft ihr Betrieb auch ohne solch eine Neuaus­rich­tung rund. Schnell gewann sie rund 100 Kunden quer durch alle Bran­chen. „Die haben von unserer Faser gelesen und sind auf mich zuge­kommen, weil sie einen Anwen­dungs­be­reich für sich inter­es­sant fanden“, berichtet Domaske. Für sie stellte sich eher die Frage, wie sie ohne Quali­täts­ver­lust und Liqui­di­täts­eng­pass diese große Nach­frage bedienen und das damit verbun­dene Wachstum stemmen sollte.

Schwie­rige Mitar­bei­ter­suche. Gemäß dem Busi­ness­plan expan­diert ihr Unter­nehmen in über­schau­baren Phasen. Bis Ende 2012 soll die benö­tigte Produk­ti­ons­ma­schine gelie­fert sein, um die vorlie­genden Aufträge abzu­ar­beiten. „Viel­leicht sogar ein wenig früher“, hofft die Grün­derin. Der derzeit nur sieben Mitar­beiter zählende Betrieb wird dann rund fünfmal so viele Beschäf­tigte haben – allein 13 zusätz­liche Experten sind erfor­der­lich, um an der neuen Produk­ti­ons­an­lage ihre Fasern herzu­stellen. Die nächste Maschine ist bereits bestellt. Um sie zu betreiben, werden unge­fähr 20 weitere Biotech­no­logen und Spinn- sowie Extru­si­ons­tech­niker gebraucht. „Dafür die rich­tigen Leute zu finden dürfte nicht einfach werden“, erwartet Domaske, die sich bereits jetzt mit diesem Thema beschäf­tigt.

Dass Perso­nal­suche eine von Jung­un­ter­neh­mern unter­schätzte Heraus­for­de­rung ist, weiß Patrick Sturm aus eigener Erfah­rung. Er star­tete 2002 mit Michael Mücke neben­be­ruf­lich die Bera­tungs­ge­sell­schaft Mücke, Sturm & Company GmbH. Das Geschäft lief so gut, dass sie es bald haupt­be­ruf­lich betrieben und Ange­stellte suchten. „Aber wer will schon der erste Mitar­beiter sein?“, fragt Sturm. Glück­li­cher­weise war der Neuling als Prak­ti­kant schon dabei und kannte die Gründer. Die boten ihm gleich noch an, auf Projekt­lei­ter­ebene mitzu­ar­beiten: „In welcher Bera­tungs­ge­sell­schaft kann ein Einsteiger das schon?“ So löste das heute 60 Mitar­beiter zählende Unter­nehmen ein großes Problem kleiner Mittel­ständler: sich gegen die etablier­teren Arbeit­geber durch­zu­setzen. „Gerade den Quali­fi­zierten bieten in der Regel mehrere Unter­nehmen attrak­tive Anstel­lungen“, ist die Erfah­rung von Brettel.

Anke Domaske ist sicher, dass sie diese Heraus­for­de­rung bewäl­tigen wird, weil sie alle Aspekte der Expan­sion gut durch­dacht hat. Bei der Finan­zie­rung etwa setzte sie bisher auf Eigen­mittel. Sie weiß aber, dass sie damit an Grenzen stoßen wird. Deshalb verhan­delt sie mit Banken sowie Venture-Capital-Gebern über die Finan­zie­rung des anste­henden Wachs­tums, unter­stützt vom Steuer­berater, der auch entspre­chende Gespräche anbahnt.

Hilf­rei­cher Steuer­berater.Der Experte steht der Unter­neh­merin seit 2011 zur Seite. Er beriet sie bei der Rechts­form­wahl, bei der GmbH-Grün­dung und beim Verfassen ihres Busi­ness­plans sowie bis heute bei der Abrech­nung. Das ist nach einhel­liger Meinung aller Fach­leute eine sinn­volle Konstruk­tion. Schließ­lich stellen Unter­nehmer nach Schät­zung von Experten in der Grün­dungs­phase die Weichen für bis zu 80 Prozent der späteren Kosten. Daher wählte Anke Domaske ihre Steuer­beratungs­kanzlei eigens wegen der ausgie­bigen Erfah­rung mit Grün­dern. Auch Patrick Sturm schätzt bereits seit der Grün­dung den Rat seines Steu­er­be­ra­ters. Gerade bei betriebs­wirt­schaft­li­chen Fragen, etwa wenn es zum Jahres­ende darum geht, wie viel Gewinn das Unter­nehmen ausschütten und wie viel Geld es zurück­legen soll. „Wir sagen ihm, was wir uns vorstellen, und er prüft mit kriti­schem Blick, ob das betriebs­wirt­schaft­lich sowie steu­er­lich sinn­voll ist“, berichtet der gelernte Betriebs­wirt.

Quelle: TRIALOG, Das Unter­neh­mer­ma­gazin Ihrer Berater und der DATEV, Heraus­geber: DATEV eG, Nürn­berg, Ausgabe 03/2012